Die weltweit steigende Bedeutung nachhaltigen Bauens hat zu verschiedenen Green-Building-Zertifizierungssystemen geführt, die als formale Bestätigung für die Erfüllung spezifischer Nachhaltigkeitskriterien dienen. Diese Zertifikate werden oft für ihre positive Außenwirkung und finanziellen Anreize geschätzt, doch bleibt die Frage, inwieweit sie im praktischen Bauprozess und in der Ausführung tatsächlich integriert sind. Besonders im Spannungsfeld des Bauwesens ist es notwendig, zukünftig die Strukturen der Nachunternehmer zu festigen und diese zu befähigen.
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat seit ihrer Gründung im Jahr 2007 maßgebliche Arbeit für nachhaltiges Bauen in Deutschland und international geleistet. Ihr Ansatz geht über die traditionelle Zertifizierung hinaus, indem sie ökologische, soziale und ökonomische Aspekte mit einbezieht. Das DGNB-Zertifikat, erstmals 2009 angewandt, hat sich in Deutschland als das am weitesten verbreitete Zertifizierungssystem im Bauwesen etabliert, mit einem Marktanteil von über 80 Prozent im Neubausegment.
Bemerkenswert ist, dass die DGNB in ihrem Kriterienkatalog die Baulogistik als Querschnittsfunktion begreift und würdigt. Die Baulogistik kann nicht nur die Planung der Baustelleneinrichtung übernehmen, sondern auch eine umfassende Übersicht über die Bewegungen auf der Baustelle bieten. Einige der Kriterienpunkte, wie die Verbesserung der Zirkularität der Baustellenabfälle, Abfallvermeidung und -reduzierung, Materialrecycling und Wiederverwendung sowie die Nutzung digitaler Technologien, sind integraler Bestandteil der Baulogistik.
Die Implementierung dieser Maßnahmen trägt nicht nur zur Verbesserung der Zirkularität der Baustellenabfälle bei, sondern unterstützt auch die Entwicklung einer nachhaltigen Baubranche, die auf Umweltverantwortung und Ressourceneffizienz setzt. Viele dieser Kriterien können nahtlos mit Konzepten zum Vergabeprozess verknüpft werden, sei es in einem konkreten Nachhaltigkeitsleitfaden oder in Einzelkonzepten, die sich auf das Logistikhandbuch beziehen.
Indikatoren im DGNB Kriterienkatalog die über die Baulogistik adressiert sind:
- die Versorgung der Baustelle mit 100 % Ökostrom
- die Offenlegung der Menge eingesetzter Energieträger
- der Einsatz umweltgerechter Transportmittel und die Erfassung sämtlicher Transporte
- die Offenlegung aller zur Berechnung der transportbedingten CO2-Emissionen erforderlichen Angaben
- Abfallvermeidungskonzept zur Förderung der Wiederverwendung und -verwertung von Baumaterialien
- Dokumentation des Wasserverbrauchs sowie Maßnahmen zur Trinkwassereinsparung