Es ist ein eigenartiges Paradox: Während das Bauwesen unermüdlich an der Schaffung von Neuem arbeitet – an Türmen, Trassen, Träumen – entsteht im Schatten dieser Fortschrittsversessenheit eine stille, oft übersehene Masse: Abfall. Betonreste, Schalholz, Kabelstummel, mineralischer Staub – eine Materialbiographie, die selten zu Ende erzählt wird.
Dabei liegt in der Verbesserung der Zirkularität von Baustellenabfällen kein geringerer Anspruch als die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. Die Abfallpyramide – man könnte sie auch als Ethikmodell mit Mengenbilanz bezeichnen – steht dabei nicht nur im Schaubild, sondern im Zentrum einer Neuverhandlung: Was ist vermeidbar? Was lässt sich wiederverwenden? Und was muss, im schlechtesten aller Fälle, wirklich entsorgt werden?
Fraktionierung ist das Zauberwort der Stunde. Der normale Abfall – monolithisch, pauschal, bequem – hat ausgedient. An seine Stelle tritt die sortenreine Trennung, die differenzierte Betrachtung. Holz bleibt Holz. Gips bleibt Gips. Der Stoffkreislauf – einst ein idealistisches Konstrukt – gewinnt an Schärfe.
Und mittendrin: der Entsorgungshero. Kein Superheld mit Cape, aber einer mit Plan. Entsorgungskoordinator nennt sich das offiziell, doch seine Aufgabe ist größer: Er misst, sortiert, hinterfragt. Erstellt Abfallkennzahlen, vergleicht Baseline mit Good Practice und tastet sich – mit viel Beharrlichkeit und wenig Applaus – in Richtung Best Practice. Er ist der stille Architekt des Unsichtbaren, der dafür sorgt, dass das, was auf der Baustelle fällt, nicht einfach fällt, sondern sinnvoll weitergeht.
Denn wer nur baut, ohne an das Danach zu denken, hat das Davor nicht verstanden.