Rein formal ist alles klar: Die Abfallpyramide steht als Prinzip im Gesetz, als Grafik in jedem Baustellenhandbuch, und als Ziel in jeder Nachhaltigkeitsstrategie. Vermeidung vor Verwertung, Verwertung vor Beseitigung – so steht es geschrieben. Und doch: Wer morgens früh auf die Baustelle kommt, sieht meistens zuerst die Container. Gemischt. Überquellend. Irgendwo zwischen „wird später sortiert“ und „keine Zeit gehabt“.
Baustellenabfälle sind selten sauber im Sinne der Theorie. Sie entstehen im Takt des Baugeschehens: plötzlich, viel, oft ungeplant. Der Plan sieht getrennte Fraktionen vor – Holz, Metall, Mineralik. Die Realität ist oft: alles rein, Hauptsache weg. Zeitdruck schlägt Trennlogik.
Dazwischen: der Versuch, Zirkularität zu leben. Entsorgungskoordinatoren, die nachfragen, Excel-Tabellen pflegen, sich mit Entsorgern abstimmen. Manchmal bekommen sie Gehör, manchmal nur ein Schulterzucken. Abfallkennzahlen gibt es – Baseline, Good Practice, Best Practice. Was zählt, ist der Wille zur Verbesserung. Und der fängt beim Verständnis an: dass Abfall kein Ende ist, sondern Anfang einer neuen Kette.
Es geht nicht um Perfektion. Es geht darum, Systeme aufzubauen, die im Alltag funktionieren. Nicht als PR-Strategie, sondern als Teil der Baupraxis. Mit einem Ziel, das uns alle betrifft: weniger verbrauchen, mehr zurückführen, besser arbeiten.